Römer in Südwestdeutschland

Die Römer waren in Südwestdeutschland für etwa 200 Jahre, von 50 n. Chr. bis 260 nach Chr. die beherrschende Macht. In dieser Zeit war dieses Gebiet von den Römern besetzt, besiedelt und geprägt, doch es war immer Rand- und Grenzgebiet des römischen Reichs. Hier wurden auch keine für das Römerreich bedeutende Städte wie etwa Köln, Trier oder Augsburg gegründet.
Um 15 v.Chr. unterwerfen Tiberius und Drusus im Auftrag des Kaisers Augustus die Alpenvölker. Die Provinz Rätien wird gegründet, mit Augsburg als Hauptstadt. Nordgrenze Rätiens ist die Donau. - Tiberius und Drusus wollen das Reich bis zur Elbe ausdehnen. In der Schlacht im Teutoburger Wald werden die Römer 9 n.Chr. geschlagen.

Die Besetzung und Besiedelung Südwestdeutschlands erfolgt in mehreren Phasen.
Um 50 n.Chr. unter Kaiser Claudius werden die obere Donau und der Rheinübergang beim heutigen Sasbach durch Kastelle gesichert. Eine Straße entlang der Donau verbindet die Kastelle.

Um 74 n.Chr., unter Kaiser Vespasian, wird das obere Neckargebiet (in dem vermutlich Kelten leben) von den Römern besetzt. Bau einer Rhein- Donau- Straße von Straßburg über Offenburg nach Rottweil und Tuttlingen. Gründung der Stadt Arae Flaviae (= Rottweil). Eine wichtige Römerstraße von Augsburg über Plochingen, Cannstatt, Schwieberdingen, Stettfeld, Heidelberg nach Mainz wird gebaut.
Um 90 n.Chr., unter Kaiser Domitian, wird der Neckarlimes als neue Grenze errichtet. Kastelle werden z.B. in Köngen, Benningen, Walheim, Wimpfen gebaut.

Um 150 n.Chr., unter Kaiser Antoninus Pius, wird der Neckar-Odenwald-Limes um etwa 30 km vorverlegt. Der neue Limes folgt keiner natürlichen Grenze sondern wird schnurgerade durch den Wald gezogen und befestigt. An dem neuen Limes liegen Kastelle (insgesamt werden im Gebiet Südwestdeutschlands 70 römische Kastelle gezählt) und Dörfer, auf deren Gebiet später Städte wie Öhringen, Murrhardt, Lorch entstehen. - Um 150 n.Chr. wird der Rätische Limes auf den Nordhang des Remstals vorverlegt (Aalen). Der rätische Limes und der obergermanische Limes treffen sich in Lorch.

Das Land hinter dem Limes wird zunehmend besiedelt. Aus den Kastell- Dörfern entstehen Land-Dörfer und Landstädte mit Handwerkern und Händlern. Die für die Römer so wichtigen Bäder Baden-Baden, Badenweiler, Heidenheim werden. Es entstehen Verwaltungseinheiten, civitates; die Civitas Sumelocenna (=Rottenburg) ist eine der größten.

Vor allem aber entstehen viele Gutshöfe (= villa rustica), von denen aus das Land bebaut wird. Kolonisten, verrmutlich meist verdiente Kriegsveteranen, erhalten das Land. Über 1000 solcher Gutshöfe sind bis heute gefunden worden; sie liegen vor allem in den fruchtbaren Gebieten des Neckartals und im Rheintal, und sie sind meist in der Nähe der Verkehrsstraßen von den Siedlern gebaut. Durch diese Gutshöfe kommt der Steinbau und die römische Architektur ins Land. Der Weinbau wird eingeführt, Obstbau mit Pfirsichen und Kirschen wird in Südwestdeutschland heimisch.
Allerdings dauerte die friedliche Besiedelung nicht sehr lange.

Um 213 n.Chr. greifen die Alemannen den Limes an, werden aber von den Römern wieder zurückgeschlagen.
Nach weiteren, vergeblichen Versuchen überrennen d
ie Alemannen um 260 n. Chr. den Limes und erobern das Gebiet zwischen Rhein und Donau. In diesen Jahren war der Limes vermutlich nur noch schwach gesichert.
Zur Sicherung der neuen Reichsgrenzen errichten die Römer ab 280 n. Chr. den Donau- Iller- Rhein- Limes. Südwestdeutschland bleibt weitgehend von den Alemannen bewohnt.
Bis 476 n.Chr. gibt es immer wieder Begegnungen von Römern und Alemannen.
Im Jahr 476 ist dann das römische Weltreich zu Ende.

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