Die neurenovierte Rotfelder Kirche wurde am 18. Dezember 1887 feierlich eingeweiht. Durch die Bauarbeiten konnte die Kirche seit Juni desselben Jahres nicht mehr benützt werden.
Der Gottesdienst wurde fortan vom 19. Juni bis zum 9. Oktober im Freien an der Giebelseite der Kirche abgehalten. Eine der oberen Plattformen, vermutlich die nördliche, der neugebauten Treppen zur Empore wurde zur Kanzel umfunktioniert. Das Erlebnis dieser Gottesdienste unter freiem Himmel blieb allen in besonderer Erinnerung. Regen gab es nur selten. Später wurden die Gottesdienste in der etwas beengten Schule abgehalten.
Doch war man dankbar wenigstens einen Ort zu haben wohin man flüchten konnte.
Im Zuge dieser Renovierung bekam die Kirche eine neue Kanzel.
In einer kleinen Gedenkschrift hat der damalige Rotfelder
Pfarrer Wilhelm R. Werner sehr liebevoll die Arbeiten und Veränderungen beschrieben:
Die neue Kanzel fand ihre Stelle an dem vorspringeneden Eck der Nordseite, wodurch der Aufstieg von der Sakristei aus sehr angenehm wurde. Die Kanzel selbst ist sehr schön und geschmackvoll ausgearbeitet durch die kunstgewandte Hand des Bildschnitzers Hellstern von Altheim bei Horb, welcher auch das große Christusbild aus einem Zerrbild in ein ergreifendes, evangelischer Einfachheit entsprechendes Bild verwandelt hat. Es hängt nun über der Sakristeithüre. Derselbe Künstler hat auch das kleine, hölzerne Kruzifix auf dem Altar gefertigt.
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Rotfelder Kirche mit Kanzel, altem Gestühl und Taufstein
Aufnahme um 1910 |
Die Kirche erhielt damals die Einrichtung, die viele ältere Rotfelder heute schmerzlich vermissen. In einem Anfall von Renovierungswut hatte man in den 1970er Jahren sehr viel herausgerissen, was irgendwie alt war. Heute würde man es vermutlich nicht mehr tun. Schade, daß damals Pfarrer und Kirchengemeinderat nicht gegen den architektonischen Kahlschlag gestimmt haben.
Es ist eine bittere Erfahrung, daß Architekten manchmal viel Unfug anstellen können - man sollte den Mut haben, sie dann zu bremsen. Möglicherweise wollte man in Rotfelden damals einfach nur aufgeschlossen und modern sein.
Die Kanzel ist noch vorhanden, ebenso das Kanzeldach.
Insofern gibt es eine, wenn auch eine sehr bescheidene Hoffnung, daß diese wunderschöne alte Holzkanzel eines Tages wieder ihren Platz in unserer Kirche erhält.
Das jetzige Podium mag zwar für moderne Kirchenbauten durchaus passend sein, doch hier wirkt es einfach nur kümmerlich, deplaziert. |
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